Welches Lüftungssystem soll eingebaut werden?

Antwortmöglichkeiten:
Zentrales Lüftungssystem (1 Gerät pro Gebäude)
Raumverbund (mehrere Geräte)
Raumweise Lüftungsanlage

Die Wahl des Lüftungssystems hängt von den Platzverhältnissen, dem erforderlichen Luftvolumenstrom, dem geforderten Schallschutz und von dem vertretbaren Installationsaufwand bzw. Investitionskosten ab. Ein mechanisches Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung sichert eine gute Raumluftqualität, erhöht den Wohnkomfort, reduziert die Lüftungswärmeverluste und schützt das Gebäude vor Schimmelschäden.

Generell kommen folgende Systeme für ein Einfamilienhaus (mit Gästezimmer) in Frage: Ein zentrales Gerät belüftet alle Räume über Luftleitungen, mehrere Raumverbund-Geräte versorgen einen Raumverbund von zwei bis drei Räumen oder es werden für alle Räume Einzelraumlüftungsgeräte eingesetzt. Mit Hilfe eines Fragebogens gibt der vorliegende Leitfaden passende Hinweise für die Planung solcher Lüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung aus. Als Entscheidungshilfe werden im Folgenden weitere Informationen zu den Auswahlmöglichkeiten wiedergegeben.


Zentrale Lüftungsanlagen:


Abbildung: Zentrales Lüftungssystem mit Wärmerückgewinnung. Quelle: Rainer Pfluger

Das Zentralgerät wird typischerweise im Dachboden, Keller oder einem Technikraum installiert. Es kann aber auch in Bad/Küche oder in einem Wohnraum installiert oder in Bauteilen (Wand/Decke) integriert werden. Über Luftkanäle wird die Zuluft in Wohn- und Schlafzimmer eingebracht und in Bad, WC und Küche abgesaugt. Dadurch entsteht eine gerichtete Durchströmung von den Zuluft- zu den Ablufträumen (Kaskadenprinzip). Dazwischen liegende Verkehrswege (Flure, offene Treppenhäuser) werden als Überstrombereich ebenfalls belüftet und die Ausbreitung von Gerüchen (bei geschlossenen Türen) wird verhindert.

Vorteile einer zentralen Lüftungsanlage:
Die eingebrachte Luft wird über das Kaskadenprinzip mehrfach genutzt, dies reduziert im Vergleich zu einer Einzelraumlüftung die erforderliche Gesamt-Außenluftwechselrate, was wiederum Lüftungswärmeverluste und trockene Luft im Winter verringert.

Es gibt nur ein Lüftungsgerät. Dadurch reduziert sich der Wartungsaufwand (z.B. Filtertausch).
Das Gerät kann in Technikraum, Keller, Dachboden oder auch außen aufgestellt werden, dies spart Wohnraum und vereinfacht die erforderlichen Schallschutzmaßnahmen. Des Weiteren lässt sich so i.d.R. ein effektives Frostschutzsystem realisieren.

Im Gegensatz zu vielen marktgängigen Einzelraumlüftungsgeräten kann in einem Zentralgerät ein hochwertiger Filter eingebaut werden (speziell für Allergiker von Vorteil).
I.d.R. weniger Einschränkungen bei der Positionierung der Außenluftansaugung.

Nachteile einer zentralen Lüftungsanlage:
Es müssen Zu- und Abluftkanäle verlegt werden, somit ist i.d.R. ein höherer baulicher Aufwand erforderlich.
Der Zu- und Abluftvolumenstrom in den einzelnen Räumen wird im Zuge der Einregulierung eingestellt (z.B. Inbetriebnahme). Im laufenden Betrieb kann aber nur der Gesamtluftvolumenstrom reguliert werden, d.h. es besteht normalerweise nicht die Möglichkeit bestimmte Räume oder Bereiche (z.B. Gästezimmer) für bestimmte Perioden (z.B. kein Gästebetrieb) weniger oder gar nicht zu belüften. Ist dies erwünscht, muss mit balance-gesteuerten Volumenstromreglern gearbeitet werden.


Raumverbund-Lüftungssystem:


Abbildung: Schematischer Grundriss zur Veranschaulichung des Raumverbundsystems. Quelle: Komfortlüftung.at

Beim Raumverbund-System werden je ein Zuluft- und ein Abluftraum (evtl. noch ein dritter Raum) von einem kleinen Lüftungsgerät (mit Wärmerückgewinnung) belüftet. Für ein Einfamilienhaus (mit Gästezimmer) sind dadurch i.d.R. mehrere Lüftungsgeräte dieses Typs erforderlich. Diese werden typischerweise in Räumen positioniert, welche die geringste Schallanforderung aufweisen (z.B. Küche, Bad, etc.), können aber auch in Wohnräumen, z.B. in der Außenwand integriert werden.

Vorteile eines Raumverbundsystems:
Kann i.d.R. mit sehr kurzen Leitungswegen realisiert werden. Sogenannte Pendellüfter kommen sogar ohne Luftkanäle aus (Ausnahme: Ablufträume). Die Geräte sind i.A. sehr kompakt und eignen sich gut für die Bauteilintegration (Wand- bzw. Fensterintegration).

Kaskadenluftführung möglich, somit kann, im Vergleich zu einer Einzelraumlüftung, die erforderliche Außenluftwechselrate reduziert werden, was wiederum Lüftungswärmeverluste und trockene Luft im Winter verringert.

Der Einsatz von mehreren Raumverbundgeräten erlaubt eine flexiblere Nutzung im Vergleich zu einem Zentrallüftungsgerät. So kann z.B. die Lüftung in bestimmten Räumen oder Bereichen während einer Nicht-Nutzungsperiode abgestellt oder auf ein Minimum reduziert werden.

Nachteile eines Raumverbundsystems:
Die Installation von mehreren Geräten ist erforderlich. Die Kosteneinsparungen aufgrund des einfachen Kanalsystems werden dadurch oft wieder kompensiert.
Die Berücksichtigung von Aspekten wie Kondensatablauf, Schallschutz, Frostschutz, Wartung etc. kann, je nach Situation und Anforderungen, eine gewisse Herausforderung darstellen. Der unter hohen Schallschutzanforderungen einstellbare Luftvolumenstrom ist oft deutlich limitiert.
Beim Einsatz von Pendellüftern können Ablufträume nicht als Teil eines Raumverbunds geplant werden (Geruchsübertragung). Außerdem sind Pendellüfter i.d.R. bei der Wahl der Filterklasse eingeschränkt (keine F7 Filter).

Pendellüfter erfordern eine hohe Anzahl von Wanddurchbrüchen und schwächen dadurch den Außenluftschallschutz.
Die Außenluftansaugung ist i.d.R. direkt am Gerät, d.h. man ist evtl. bei der Positionierung nach Luftqualitätsaspekten eingeschränkt.


Raumweise Lüftungsanlagen:

Bei raumweisen Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung handelt es sich ebenfalls um eine kombinierte Zu- und Abluftanlage. Solche Anlagen kommen dann zum Einsatz, wenn nur einzelne Räume technisch belüftet werden sollen (z.B. wenn unterschiedliche Temperaturniveaus gefordert werden) oder bei Sanierungen bei welchen der nachträgliche Einbau einer zentralen Lüftungsanlage oder eines Raumverbundsystems nicht möglich bzw. sinnvoll ist. Die Geräte sind meist sehr kompakt und sind für die Wand oder Fensterintegration konzipiert.

Abbildung: Prinzip der raumweisen Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Jeder Raum hat ein kleines Lüftungsgerät und eine eigene Zu- und Abluft. Quelle: Rainer Pfluger


Abbildung: Raumweise Lüftungsanlagen. Fensterintegriert. Quelle: Internorm

Vorteile raumweise Lüftung:
Es sind keine Luftkanäle erforderlich und die Lüftungsgeräte sind sehr kompakt, d.h. bauliche Maßnahmen können sehr gering gehalten werden, vor allem im Zuge einer Fenster- und/oder Fassadensanierung.

Nachteile raumweise Lüftung:
Die Installation von vielen Geräten ist erforderlich (für jeden Raum eines). Die Kosteneinsparungen aufgrund des nicht erforderlichen Kanalsystems werden so oft wieder kompensiert und ein Mehrfach-Aufwand bei der Wartung ist gegeben.

Die Mehrfachnutzung der Luft (Kaskadenlüftung) ist nicht möglich. Dadurch ist, im Vergleich zur Kaskadenluftführung, eine doppelt so hohe Außenluftwechselrate für das gesamte Haus erforderlich. Dies erhöht die Lüftungswärmeverluste und den Ventilatorstromverbrauch und führt zu einer niedrigeren Raumluftfeuchte im Winter.

I.d.R. haben raumweise Geräte aufgrund der kompakten Bauweise Einschränkungen bei der Erfüllung hoher Komfort- bzw. Raumluftqualitätsansprüche. Oft lässt sich die erforderliche Luftmenge nur unter erhöhten Schallemissionen erreichen, bzw. gibt es Einschränkungen bei der Wahl der Filterklasse (keine F7 Filter).